Ein aromatischer Duft zieht durch die Flure unserer städtischen Gesamtschule Uellendahl-Katernberg. Kommt man der Quelle dieses Dufts näher, verdichtet sich dieser, wird sichtbar und endet in einer Rauchfahne, die sich aus einem kleinen Kamin an der Außenmauer der Mensaküche entlangkräuselt.
An unserer Schule hat sich eine außergewöhnliche Kaffeekultur entwickelt, was sicher viel mit meiner Hingabe zum Kaffee zu tun hat, die die Grenze zum Kaffeewahnsinn in regelmäßigen Abständen überschreitet. Ich bin der Schulleiter unserer Schule und hatte das Glück, diese Schule mitgründen und -gestalten zu dürfen. Wer jemals das geheimnisumwobene Lehrer:innenzimmer von innen gesehen hat weiß, dass Kaffee hier eine bedeutsame Rolle spielt. Manche kennen mglw. auch das frustrierende Gefühl, den Kaffee zu Beginn der 15 Minuten Pause angesetzt zu haben, bis zum Ende des Durchlaufs wieder in den Unterricht zu wollen und bei der nächsten Pause ist die Kanne wieder leer. An unserer Schule musste das natürlich anders werden. Also hat sich unser Mensaverein eine Siebträgermaschine angeschafft, mit der Kaffee genossen werden kann, wenn man ihn braucht, mit der Kaffee aber auch in einer Qualität angeboten kann, die der Mühe und der Arbeit, die Menschen in diese Bohne gesteckt haben besser entspricht, als dies die bekannt günstige Lehrer:innenzimmer-Filtermaschine kann.
Mir war es dabei schon immer wichtig, dass an unserer Schule qualitativ hochwertiger Kaffee angeboten wird, der nicht nur besser schmeckt, sondern auch dem Anspruch unserer Schule an Nachhaltigkeit und Fairness gerecht wird. Unsere Cafeteria ist dann auch zu einem Ort des gedanklichen Austauschs und der Kommunikation geworden. Wie schon immer Kaffeehäuser Orte des freien mitunter revolutionären Denkens waren, gefällt mir die Vorstellung, dass viele der besonderen pädagogischen Ideen, die an unserer Schule umgesetzt werden, in dieser Cafeteria entstanden.
Möglicherweise war es einer der bereits angesprochenen Anfälle, bei denen die Lust am Kaffee, mich dazu gebracht hat, unsere Mensaleitung zu fragen, ob die Finanzen eine kleine Röstmaschine hergeben. Und einmal mehr waren es die rechte Zeit und der rechte Ort und am Ende unsere kleine Röstmaschine.
Bei der Auswahl des Kaffees habe ich mich an den Mischungen orientiert, die mir bei meinen Röstern gut gefallen haben. Wichtig war nur, dass die Bohnen sowohl ein Fairtrade-Zertifikat, als auch ein Biosiegel besitzen. Um ein Bewusstsein zu stärken. dass Kaffee natürlich ein wunderbares Genussmittel ist, aber eben auch ein Produkt postkolonialer Ausbeutung, haben wir gemeinsam entschieden, pro Tasse Kaffee 20ct. an die Organisation „Rettet den Regenwald e.V.“ zu spenden.
Und dann hörte ich von dem Projekt „Orang-Utan-Kaffee“! Ein Kaffee, der alle unsere Ansprüche vereint. Die Idee von Nachhaltigkeit, Genuss und Verantwortungsübernahme für die Arbeitenden im Produktionsland finden sich in jeder Tasse wieder, die wir ausschenken, seit wir Kooperationspartner von „Orang-Utan-Kaffee“ sind. Ich röste den Kaffee auf eher italienische Art und so ist er mittlerweile zum Standardkaffee unserer Cafeteria geworden. Natürlich will ich und wollen die Kolleg:innen und Schüler:innen unserer Oberstufe nicht auf die anderen wunderbaren Kaffees verzichten. Daher gibt es bei uns wöchentlich wechselnd einen Kaffee der Woche. Natürlich bleibt es nicht dabei: Sowohl für Schüler:innen als auch die Kolleg:innen gibt es nun Baristakurse, Brühkurse und eben auch Röstkurse. Immer steht die Besonderheit der Bohne im Mittelpunkt der Kurse und die besondere Verantwortung, die mit dem Genuss des Kaffees verbunden ist. Unser Orang-Utan-Kaffee ist die Essenz dieses Anspruchs.